Amerikanische Westküste mit Dad!

Sonntag, 29.05.2016

Es sind mal wieder drei unvergessliche Wochen vergangen. Mit sehr viel Euphorie konnte ich mein Dad Anfang Mai am Flughafen von Seattle begruessen. Nachdem wir in eines der typischen amerikanischen Motels eingecheckt haben, sind wir mit der Bahn in Richtung Downtown Seattle gefahren, um uns einen Tag lang die Stadt anzugucken. 

Schon am naechsten Tag ging es auf's Fahrrad. Unser erstes Ziel heisst Shelton. Um den starken Verkehr suedlich von Seattle zu vermeiden, haben wir direkt die Faehre von Fauntleroy nach Southworth genommen. Auf der Ueberfahrt haben wir den Wind noch geniessen koennen, bevor das Thermometer auf bis zu 30 Grad anstieg ohne eine einzige Wolke am Himmel. Wie wir in einem netten Gespraech mit einer aelteren Dame auf der Faehre feststellen konnten, ist dieses heisse Wetter zu der Jahreszeit sehr untypisch fuer den Bundesstaat Washington. Doch besser als Regen. :) 

Im Hintergund konnten wir den Mount Baker noch ein wenig bestaunen, der immer noch mit Schnee bedeckt war.

Auf einmal hatte ich einen Platten irgendwo im nirgendwo. Wie ich feststellen musste, hatte sich ein sehr scharfes Metallstueck in meinen Reifen gebohrt. Da bringen einem auch nichts die Schwalbe Marathon Tour Plus Reifen. Bei unserem Glueck ist meine Fahrradpumpe gestern kaputt gegangen, als ich das Fahrrad von meinem Dad nach der Ankunft aufpumpen wollte. Was nun machen? Wir standen waehrend der Mittagshitze in einer sehr einsamen Gegend. Doch dann hatte ich die Idee, einfach bei den umliegenden Haeusern zu klingen. Und schon nach dem 3. Haus hatte ich eine Luftpumpe in der Hand. Doch das gehoert bei einer Fahrradreise dazu. Es laeuft nicht alles nach Plan. Ausserdem konnte ich so "ueberpruefen", ob mein Dad noch immer einen Schlauch wechseln kann. :)

Kurz vor der Ankunft in Shelton zu unserem ersten und letzten Warmshower Host, haben kleine Kinder frische Limonade verkauft. Das kam genau zur richtigen Zeit! 

Naechsten Morgen ging es gestaerkt bei sonnigem Wetter weiter. Heute ging es in den 125 KM entfernten Brucepark Park auf einen Campingplatz. Dabei haben wir den Highway 101 erreicht, den wir jetzt erstmal bis Nordkalifornien folgen. 

Am naechsten Tag haben wir den ersten entgegenkommenden Fahrradfahrer getroffen. Der Litauer ist in Los Angles gestartet und radelt nach New York. An diesem Tag haben wir die Grenze zum naechsten Bundesstaat Oregon ueberquert. Dabei mussten wir ueber eine 5 KM lange Bruecke, die es in sich hatte. Kaum Platz zum Fahren und starker Seitenwind. Doch nicht nur wir hatten viel Muehe die Bruecke zu ueberqueren, auch viele tote Moewen haben wir am Strassenrand gesehen.

Danach wurde es aber wesentlich besser mit den Fahrradverhaeltnissen. Nicht umsonst habe ich schon von vielen anderen Tourenradlern gehoert, dass Oregon ein sehr fahrradfreundlicher Bundesstaat waere. Ab jetzt hatten wir breitere Seitenstreifen. Dazu gab es auch noch eine kostenlosen und sehr informative Fahrradkarte. 

Am Abend sind wir in der Kleinstadt Cannon Beach angekommen. Fuer stolze 45 $ (!) haben wir einen Campingplatz gefunden. Das war bislang der teuerste Campingplatz, auf den wir jemals geschlafen haben. Doch dafuer waren wir sehr nah am Ozean und konnten abends noch einen Spaziergang am Strand unternehmen.

Am naechsten Morgen haben wir den ersten Nebel (im englischen auch "mist" genannt) sehen koennen, welcher eine sehr schoene Erfrischung nach den heissen Tagen zuvor war. Dabei waren mal wieder traumhafte Aussichten zu bewundern, fuer die es sich lohnt Berge hochzufahren. Zu loben sind die Tunnel in Oregon. Jeder ist mit einem Knopf ausgestattet, bei dem ein Blinklicht angeht, wenn Radfahrrer durch den Tunnel fahren. Unterwegs haben wir in Tillamook eine Kaesefabrik besucht. Fuer amerikanische Verhaeltnisse lecker, doch nicht mit Schweizer Kaese vergleichbar.

Am Abend ging gewoehnlich die Suche nach einem geeigneten Camingplatz (CP) los. Der erste CP wollte uns allen ernstes 55 $ (!) abknuepfen. Ob das wohl die ganze Westkueste so weitergeht? Spaeter haben wir noch einen besseren gefunden. Und das Tagesziel hiess nach 110 KM Pacific City. 

Am naechsten Tag sind wir 100 KM geradelt, um in South Beach in einem State Campingplatz zu uebernachten. Dieser ist staatlich gefuehrt und jeder State Park verfuegt ueber einen Hiker & Biker Bereich, der nur zwischen 5 $ - 10 $ kostet. Heute haben wir einen Grauwal fuer kurze Zeit sehen koennen. Nachdem ich mich mit LSF 70 verbrannt habe, kaufte ich Sonnencreme mit LSF 100. Doch wie sich spaeter herausstellte, sind die Gesetze fuer Sonnencreme in den USA anders. Unterwegs hatte ich noch einen kleinen Zwischenfall mit meinem Fahrrad. Der Lowridder (Gepaecktraeger vorne) hat sich bei einer Bergabfahrt geloest und hat mein Schutzblech zerbrochen. Seitdem bin ich stolzer Besitzer eines Fahrrads mit nur einem hinterem Schutzblech. Waehrend der gesamten Reise Richtung San Francisco sind wir durch riesige Flaechen von abgerodeten Waeldern durchgefahren.   

Am naechsten Fahrradtag hatten wir einen Schweizer im Liegefahrrad getroffen der von Miami nach Vancouver unterwegs ist. Auch die ersten Robbben und Seeloewen konnten wir entdecken. 

Abends haben wir das zweite Mal in einem Motel eingecheckt, die sich als sehr fahrradfreunlich herausstellten. Die Kleinstadt hiess Reedsport und war von vielen Obdachlosen gepraegt, wie in vielen Kleinstaedten entlang der Westkueste. Abends sind wir in einen typischen amerikanischen Laundromat (Waschsalon) gegangen und hatten noch ein sehr interessantes Gespraech mit einem Ex-Gangmitglied aus Los Angles. Dadaruch haben wir Amerika mal aus einer ganz anderen Perspektive sehen koennen. Der sehr schoene Sonnenuntergang war ein toller Ausklang eines erlebnisreichen Radtages. 

Nach einer Woche haben wir 770 KM zurueck gelegt und geniessen die letzte Nacht auf einem gepflegten CP in Oregon. Die "drive-thru" Baeckerei und Bank waren sehr beliebt bei meinem Dad. 

 

Ein Lama, Laemmer und tolle Aussichten haben heute unseren Tag bestimmt.

 

Heute ging es ueber die Grenze nach Kalifornien. Ein Fruehstueck gab es in einem bunten Cafe. Die Dinosaurier leben hier uebrings auch noch. Abends haben wir in Brookings in einem Motel eingecheckt.

 

Am naechsten Radtag sind wir zum Elk Prairie CP gefahren. Und wie der Name schon verraet, sind dort sehr viele wilde Elk's zu sehen. Manche kamen mir gefaherlich nahe, aber in der Regel sind es friedliche Tiere.

Heute haben wir das erste Mal die Redwoods bewundern koennen.

Danach ging es in 100 KM entfernte Eureka, eine Stadt voller Obdachloser. Der naechste Tag war dann schon wieder schoener anzusehen. Nachdem wir die Kueste verlassen haben und in die Redwoods verschwunden sind, ging es 50 KM durch die "Avenue of the Giants". Wir konnten sogar durch einen Baum durchfahren!

 Am naechsten Tag war wohl der haerteste Tag erreicht. In Leggett startet der Highway 1 und fuehrt zurueck an die Kueste. Der Highway 101 bleibt hingegen bis zur Golgen Gate Bridge im Inland und wird durch die Verkehrsdichte sehr gefaehrlich fuer Radfahrer. Nachdem wir auf den Highway 1 gefahren sind, wurde es fuer 40 KM sehr steil ohne eine einzige Einkaufsmoeglichkeit. Doch dann wurden wir mit einem schoenen Ausblick vom Pazifik begruesst. Abends haben wir in Fort Bragg unsere Nacht verbracht.

Am darauffolgenden Tag ging zu einem wunderschoennen Hiker Biker CP in Gualala, der an einem Fluss liegt und nur 1 KM vom Strand entfernt ist. Heute hatten wir sehr starken Rueckenwind. Doch mit jedem entgegenkommenden Rafahrer kam Mitleid auf. Denn der Wind wurde immer staerker vor San Francisco. Auf dem CP gab es extra Schraenke fuer unser Gepaeck aufgrund von Waschbaeren. Abends sind wir noch zum Strand gewandert und haben den starken Wellengang beobachten koennen. 

Der vorletzten Tag der Fahrradtour hatte es nochmal in sich. Es kam Sturm am Pazfik auf. Wir hatten zwar Rueckenwind, doch mit jeder Kurve die mal ab und zu kam, wurde der Wind teilweise unberechenbar. Jetzt heisst es DURCHHALTEN!  Am Vortag hatten wir zwei andere Radfahrer getroffen, die in der selbe Richtung unterwegs waren und auf dem selben CP waren. Am naechsten Morgen haben wir dann einen Bus mit zwei Fahrraedern drauf gesehen. So einfach wollten wir uns das natuerlich nicht machen und es stand auch garnicht zur Debatte einen Bus zu nehmen. Abends wurde die Umgebung noch einmal sehr einsam und kein CP war weit und breit in Sicht. Genau nach 100 KM sind wir durch ein Dorf mit einem Hotel vorbeigefahren. Sofort eingecheckt. Unterwegs hatten wir noch Eukalyptusbaeume gesehen. 

 

Am naechsten Tag ging es gestaerkt auf das Fahrrad zurueck. Das finale Ziel unserer gemeinsamen Radtour heisst heute San Francisco. Der Wind hatte nicht nachgelassen und so war es auf der Golden Gate Bridge noch einmal ordentlich windig. Abends sind wir dann bei unserem Cousin Brian und seiner Freundin Krista angekommen.

 

Nach ueber 1600 KM haben wir es in 15 Tagen geschafft von Seattle nach San Francisco zu radeln. Es war schoen mal wieder zu zweit zu radeln. Und durch unsere Fahrradtouren quer durch Europa sind wir ein eingespieltes Team. Danke fuer deine grossartige Unterstuetzung Dad! Jetzt habe ich schon ueber 10500 KM zusammen. :) 

In den darauffolgenden Tagen haben wir San Francisco erkundet. Der Besuch von Alcatraz durfte natuerlich nicht fehlen. Zu dieser Zeit waren dort sehr viele Voegelneste zu finden. Der Pazifik ist sehr kalt, doch die Fuesse kann man einmal reinhalten. 

Der Besuch von Chinatown lohnt sich immer. Ich war zwar noch nie im asiatischen Raum, doch was man dort zu sehen bekommt, unterscheidet sich sehr vom amerikanischen Raum. Die Supermaerkte, Restaurants, Fleischerei etc. Selbst Froesche kann man dort essen.

Einen Tag bin ich mit Brian's Nachbar Hung in der Naehe von der Golden Gate Bridge Krabben fischen gegangen. Was fuer ein Abenteur! Hung hat am Vorabend bereits drei Boxen mit Fleisch und Fisch als Koeder in den Pazifik versenkt. Unsere Aufgabe war es nun die Boxen hoch zuholen und die weiblichen von den maennlichen Krabben zu trennen und zu messen. Mitnehmen darf man nur die maennliche, die weiblichen kommen zurueck ins Wasser. Am Bauch kann man es erkennen. Die weiblichen haben einen breiteren Bauch. Anschliessend haben wir sie frisch gekocht, sauber gemacht und gegessen. Super lecker!

       

Unter der Woche sind wir fuer zwei Tage unsere (Gross-) Tante Baerbel und Herb in Redding besuchen gegangen. Vier Autostunden nord-oestlich von San Francisco. Diesmal haben wir Mutter Schildkroete mit Baby Schildkroete gesehen.

Zum Schluss haben wir noch unseren anderen Cousin Paul getroffen. Gestern ist mein Dad wieder nach Deutschland zurueck gefolgen und gut angekommen. 

 

Wie sieht meine weitere Planung aus?

Morgen mach ich mich auf den Weg Richtung Los Angles, danach nach San Diego. Der Rueckflug ist gebucht und am 16. Juli bin ich wieder zuhause! 

Falls ihr noch einem anderen Hobby nachgehen wollt, wie siehst mal aus mit Drohnen fliegen im Park?

Sometimes you don't realize the value of a moment until it becomes a memory! - Dr. Seuss