Achtung Kurve! - Willkommen in der endlosen Weite Canadas!

Montag, 21.09.2015

Nach ein paar Tagen in Winnipeg heißt es jetzt wieder Rad fahren. Adrian hat mich noch ein Stück aus der Stadt begleitet und mir die guten Fahrradwege gezeigt, bevor es dann wieder auf den Highway 1 ging. Abends bin ich dann im 100 KM entfernten Portage la Prairie angekommen. Gleich am Anfang der kleinen Stadt sah ich ein großes Schild "Tourist Information". Doch leider hat der Mitarbeiter das Haus gerade abgeschlossen. Doch auf dem Parkplatz stand ein Auto mit seinen Eltern, die ihn gerade abholen wollten und gleich wurde ich gefragt was ich vorhabe. Wie sich dann herausstellte, waren sie gerade auf dem Weg zu einem lokalen privaten Rockkonzert in Winnipeg. Spontan wurde ich eingeladen mitzukommen. Schnell wurde das Fahrrad im Museum eingelagert, was gleichzeitig auch die Touristen Information war. Ein komisches Gefühl den ganzen Weg mit dem Auto wieder zurückzufahren.

Nach guter Musik und leckerem Buffet ging es dann um Mitternacht wieder zurück zum Museum, um mit meinem Fahrrad ein paar Kilometer zum Haus zu fahren und dort bei der netten Familie zu übernachten. 

Nächsten Tag sah ich das erste Mal Schlangen in Canada auf dem Weg nach Minnedosa. Auch viele Heuschrecken waren an diesem Tag nah zu beobachten.  

In der endlosen Weite Canadas, auch Prärie genannt, sieht man viele schöne Sonnenuntergänge, was eine zusätzliche Motivation ist.

Abends bin ich dann bei Gui und Nicole angekommen. Da Minnedosa 40 KM entfernt vom Highway 1 war und somit nicht direkt auf meiner Route war, bot Gui mir an, mich nächsten Tag nach Brandon zu fahren. War sehr hilfreich!

Man wird hier in der Prärie auch netterweise darauf hingewiesen, falls eine Kurve kommt. Denn manchmal könnte man ja vergessen, zu lenken. Sei es auch nur eine sehr sehr leichte Kurve. 

Die LKW-Waage konnte ich gut nutzen, um mein Gesamtgewicht herauszufinden. Stolze 150 KG. 

Auf dem darauffolgenden Tag ging es dann nach Elkhorn auf einen sehr kleinen Dorf-Campingplatz, der mich nur 15 $ gekostet hat. Da mittlerweile schon Mitte September ist, der Herbst kommt und die Nächte immer kälter werden, sind die Campinplätze auch immer leerer. Doch ein Paar war ebenfalls dort und gerade auf der Rückreise. Ich wurde zum Lagerfeuer eingeladen und es gab leckere gegrillte Maiskolben, was hier drüben sehr populär und zugleich lecker ist.

Nächsten Morgen habe ich die nächste Provinz erreicht:

Ab Saskatchewan hat sich auf wieder die Uhrzeit geändert. Aktueller Zeitunterschied sind jetzt 8 Stunden. Damit werden die Tage auch immer kürzer und die Sonne geht schneller unter. Den Tag hatte ich das erste Mal richtigen Rückenwind und 145 KM waren sehr angenehm zu radeln. Gezeltet wurde diesmal in einem Provincial Park. Die Blätter haben mir deutlich gemacht, das der Herbst schon da ist. Ab jetzt bin ich froh einen warmen Schlafsack zu haben, bei einstelligen Temperaturen während der Nacht.

 Hier mal ein kleiner Ausblick, welche LKW's "normal" auf dem Highway 1 sind. 

Nächsten Tag ging es dann in die Haupstadt der Provinz Regina. Unterwegs war ich bei einer Indianer-Stadt (First Nation) vorbeigekommen.

Die letzten zwei Stunden hat es dann heftig geregnet. Und da es schon 19 Uhr war kam die Dunkelheit hinzu. Doch zum Glück hatte ich an diesem Tag eine Unterkunft bei Ron gehabt, der zugleich auch eine eigene Fahrradwerkstatt hatte. Dort konnte ich meine sandige Kette gut reinigen und Ron hat mir auch netterweise mal wieder meine "Acht" aus meinem Fahrrad entfernt.

Nächsten Tag bin ich erst um 12 Uhr gestartet, da ich an diesem Tag nur 80 KM vor mir hatte und mich somit gut vom gestrigen Tag erholen konnte. Das Wetter schien gut zu sein, doch eine Regenwolke hatte mich auf meinem Weg verfolgt.  

Angekommen bin ich bei einer Familie mit zwei Kindern. Am nächsten Morgen hatte ich tolle Unterstützung von einem jungen, ambitionierten Radfahrer. :)

Doch an dem Morgen ist mir nach ein paar Kilometern das Drahtseil für die vodere Gangschaltung gerissen. Doch zum Glück war der nächste Fahrradladen nur 2 KM entfernt und konnte schnell repariert werden. An dem Abend bin ich auf einem Dorf-Campingplatz angekommen. Allerdings wurde dort schon das Wasser abgestellt. Doch glückerlicherweise gab mir ein anderer Camper (der einzige dort) ein wenig Wasser. 

Am frühen morgen bin ich dann in die Richtung von Swift Current gefahren. Dort angekommen bin ich zu Walmart, einer der größten Supermarkt-Ketten, gegangen. Als ich dann wieder zu meinem Fahrrad gegangen bin, musste ich feststellen, dass mir man doch ernsthaft meine Hose mit meinem Geld-Gürtel geklaut hatte, die ich oben auf meiner Satteltasche geklemmt hatte. Doch Glück im Unglück: Zu diesem Zeitpunkt hatte ich kein Geld im Gürtel versteckt und auch meine Winterjacke wurde nicht geklaut, die direkt daneben lag. Doch Zeit um meiner Hose nachzutrauern gab es nicht. Schon bald wurde ich ein paar Kilometer nach der Stadt von Kent, einem Landwirt, abgeholt. Mittlerweile war es schon 21 Uhr und stockdunkel. Wir sind dann ca. 150 KM zu seiner Farm gefahren, die in der Nähe vom Fox Valley gelegen ist. 

Nächsten Morgen durfte ich dann auf der Farm mitarbeiten und Kent hat mir seinen Hof gezeigt.

Seine Familie besitzt viele unterschiedliche Höfe. Zu einem der Höfe bin ich dann selber mit dem Geländewagen gefahren und habe die Silos vom Gras befreit. 

 Am Nachmittag bin ich dann mit der großen Maschine mitgefahren, um Getreide zu ernten. 

Hier in dieser Umgebung wird einem die Weite Canadas bewusst.

Abends gab es dann mit der gesamten Familie leckeres Abendbrot: Frischer Mais, frisches Hähnchen mit Katoffeln. Der Vogel hat für sehr viel Spaß gesorgt.

In dieser Umgebung findet man auch wieder unterschiedliche Tiere in freier Natur. Hier gibt es viele Antilopen, die bis zu 70 km/h laufen können.

Auch einen Fuchs habe ich beobachten können.

 

Heute bin ich mit Kent noch zu einer Bison-Farm gefahren und habe seiner Familie geholfen Holz auf einem Anhänger zu stapeln.

 

Am Nachmittag ging es dann heute mit seiner Mutter, seinem Bruder, meinem Fahrrad und meinem Gepäck nach Medicine Hat. Dort warteten meine nächsten Gastgeber auf mich. Besonders auf der Farm hat mir die Stille gefallen. Außer dem Wind hört man während der Nacht nichts. 

Morgen geht es dann nach zwei Tagen reichlicher Abwechslung wieder auf's Rad. Geplant sind 300 KM in drei Tagen nach Calgary. But: You never know! Hoffen wir der Wind ist auf meiner Seite!